Wandmalereien

Wandmalereien im Braunschweiger Dom
Wandmalereien im Braunschweiger Dom

Wandmalereien

In Chor, Vierung und Querhaus entdeckte man 1845 mittelalterliche Malereien, die abgepaust und anschließend restauriert wurden. Heißt dies in unserem Jahrhundert in erster Linie Konservieren und Bewahren, so hatte das 19. Jahrhundert ein weiteres Restaurierungsverständnis, das auch phantasievolle Rekonstruktionen erlaubte. Unter wohl weitgehender Übernahme des Gegenständlichen wurde 1880/81 eine vollständige Neubemalung des Domes durchgeführt.

1876 waren bereits die Heiligenfiguren an den Mittelschiffspfeilern geschaffen worden. Ältere Aufnahmen zeigen, dass der Dom damals im gesamten Mittelschiff mit ornamentaler und figürlicher Malerei versehen war. In wieweit dies auf das Mittelalter zurückgeht, ist letztlich nicht geklärt, doch gehörte die Wandmalerei untrennbar zur Ausstattung mittelalterlicher Kirchenbauten. So findet sich auch eine der beiden Inschriften des ausführenden Künstlers am nordwestlichsten Langhauspfeiler, die andere Signatur ist im Vierungsgewölbe zu sehen.

Die beiden Inschriften lauten "Johannes Wale" und "Johannes Gallicus". Der Künstler verweist damit stolz auf seine Werke. Die Malereien, wie auch der Name Gallicus, deuten auf eine Beeinflussung des Künstlers aus Frankreich hin. Der Stilbefund der Braunschweiger Malereien erlaubt eine Datierung in die Zeit um 1240/50. Außerdem bestehen deutliche Bezüge zur Bemalung der Holzdecke in St. Michael in Hildesheim, deren ausführende Werkstatt eng mit der in Braunschweig verbunden gewesen sein muss.

Kontinuum ist bei den Darstellungen die gleiche eckige Behandlung besonders der unteren Gewandfalten. Diese kantige Faltenbehandlung wurde daher als der sogenannte "Zackenstil" bezeichnet, der in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts sehr weite Verbreitung fand. Den besten Eindruck des Originalzustandes zeigt der südliche Querhausarm, der 1954/56 in mühevoller Kleinarbeit von Restaurator Fritz Herzig wiederhergestellt wurde. Dabei untersuchte er auch die von Johannes Gallicus verwendete fresco-secco-Technik, bei der, anders als beim Malen al fresco, auf trockenem Putz gearbeitet wird.

Diese Malereien sind im Gegensatz zu den auf feuchten Putz gemalten Fresken weniger haltbar, da sie sich nicht in solch hohem Maße mit dem Untergrund verbinden. Die Romanik arbeitet am häufigsten in dieser Technik. Die Wandmalereien können an dieser Stelle natürlich nicht bis ins Einzelne beschrieben werden, es sei hier nur auf die Szenenfolgen kurz eingegangen. Dabei schreiten wir vom Chor über die Vierung ins südliche Querhaus fort. Wurzel Jesse (Stammbaum Jesu), Himmlisches Jerusalem (Weisung), Zyklen von der Auffindung des wahren Kreuzes Jesu durch die Heilige Helena. Die Märtyrerlegenden des Heiligen Blasius, Johannes des Täufers und Thomas Becket von Canterbury.

Das nördliche Querhaus wurde im Anschluss an die Aufdeckung im 19. Jahrhundert mit Szenen aus dem Leben Christi versehen, im Mittelalter waren diese Wände offensichtlich nicht bemalt. Es gibt ein zusammenhängendes erhaltenes Kontinuum der Wandmalerei. Dieses zeigt - wenn auch teilweise durch die Überarbeitung des 19. Jahrhunderts etwas verfremdet - die Bedeutung von Wandmalereien für den mittelalterlichen Kirchenbau und deren Erzählfreude. Noch mehr als der heutige Besucher war der damalige Betrachter beeindruckt von der bunten Bilderfolge und den prachtvollen, teilweise vergoldeten Szenen, die in ihrer Gesamtheit zu den umfangreichsten Zyklen auf deutschem Boden zählen.

Impressionen

Jesus am Kreuz im südlichen Querhaus
Jesus am Kreuz im südlichen Querhaus
Malereien im südliche Querhaus
Malereien im südliche Querhaus
Malereien im nördlichen Querhaus
Malereien im nördlichen Querhaus
Gewölbemalerei im südlichen Querhaus
Gewölbemalerei im südlichen Querhaus

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