Das Nagelkreuz von Coventry
Das Nagelkreuz von Coventry steht als Zeichen der Versöhnung in vielen Zentren der Welt, wo sich Menschen die Aufgabe stellen, an der Überwindung der Gegensätze mitzuwirken. Die Geschichte des Nagelkreuzes ist von beispielhafter Bedeutung:
Am 14. November 1940 zerstörten deutsche Bombengeschwader die Stadt Coventry in England und mit ihr die mittelalterliche Kathedrale St. Michael. Bei den Aufräumungsarbeiten fanden sich in den Trümmern große eiserne Nägel, die seit dem 14. Jahrhundert die schweren Balken des Gewölbes im Kirchenschiff gehalten hatten. Aus drei solcher Nägel wurde ein Kreuz gebildet. Daraus entstand das Symbol des Nagelkreuzes von Coventry, das noch heute auf dem Ruinenaltar steht. Später ließ der damalige Dompropst Richard Howard an die Chorwand dahinter schreiben: ”Father forgive” (Vater vergib). So wurde aus den Überresten der Zerstörung ein Symbol geschaffen, das den Geist der Vergebung und des Neuanfanges ausdrücken will: Versöhnung statt Hass.
Die Nagelkreuzgemeinschaft von Coventry hat ihre geistlichen Wurzeln in der biblisch begründeten Regel des Hl. Benedikt von Nursia (aus dem 6. Jahrhundert): Beten und Arbeiten (ora et labora), Frömmigkeit und Leben werden als Einheit verstanden.
Für die inzwischen weltweite Nagelkreuzgemeinschaft haben sich drei geistliche Elemente herausgebildet:
- das Versöhnungsgebet und die Fürbitte füreinander,
- der gemeinsame Dienst der Versöhnung in Konfliktbereichen der Welt,
- die gemeinsame Lebensregel.
Am Pfingstmontag, 23. Mai 2023, wurde der Braunschweiger Dom in einem Festgottesdienst in die Nagelkreuzgemeinschaft aufgenommen. Seit diesem Tag steht ein Nagelkreuz, als sichtbares Zeichen, auf dem Marienaltar des Braunschweiger Doms.
Vater vergib!
Diese Worte bestimmen das Versöhnungsgebet von Coventry, das die Aufgabe der Versöhnung in der weltweiten Christenheit umschreibt. Das Gebet wurde 1958 formuliert und wird seitdem an jedem Freitagmittag um 12 Uhr im Chorraum der Ruine der alten Kathedrale in Coventry und in vielen Nagelkreuzzentren der Welt gebetet, so auch jeden Mittwoch um 17 Uhr während des Abendsegens im Braunschweiger Dom.
Alle haben gesündigt und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten. (Römer 3, 23)
Den Hass, der Nation von Nation trennt, Volk von Volk, Klasse von Klasse,
Vater, vergib.
Das Streben der Menschen und Völker zu besitzen, was nicht ihr Eigen ist,
Vater, vergib.
Die Besitzgier, die die Arbeit der Menschen ausnutzt und die Erde verwüstet,
Vater, vergib.
Unseren Neid auf das Wohlergehen und Glück der Anderen,
Vater, vergib.
Unsere mangelnde Teilnahme an der Not der Gefangenen, Heimatlosen und Flüchtlinge,
Vater, vergib.
Die Gier, die Frauen, Männer und Kinder entwürdigt und an Leib und Seele missbraucht,
Vater, vergib.
Den Hochmut, der uns verleitet, auf uns selbst zu vertrauen und nicht auf Gott,
Vater, vergib.
Seid untereinander freundlich, herzlich und vergebet einer dem anderen, wie Gott euch vergeben hat in Jesus Christus. (Epheser 4, 32)
Kontakt
nagelkreuz-braunschweigerdom@lk-bs.de
Ansprechpartner
Dompredigerin Cornelia Götz,
Annette Boldt-Stülzebach,
Heiko Frubrich