Das Wort zum Alltag

Seit dem 1. Dezember 1968 gibt es von Montag bis Freitag um 17.00 Uhr und Samstag um 12.00 Uhr eine kurze Andacht mit Gebet, die von Orgelmusik gerahmt wird.
Wir möchten Menschen damit ermöglichen für ihre eigene Praxis pietatis eine regelmäßige Form zu finden. Zugleich birgt das Format die Möglichkeit auf die jeweils aktuellen Ereignisse in unserer Stadt und unserer Welt zu reagieren.

Während des Advents und der Friedensdekade hat das Wort zum Alltag einen besonderen Akzent. Das Wort zum Alltag wird in der Regel von der Dompredigerin, sowie von anderen Braunschweiger Pfarrerinnen und Pfarrern und Prädikanten gehalten. Die umrahmende Orgelmusik übernehmen die Kantoren des Braunschweiger Doms.

  Die Frohe Botschaft retten

Die Frohe Botschaft retten

Heiko Frubrich, Prädikant - 28.03.2025

Es gibt wieder neue Zahlen über die Mitgliederentwicklung der beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland. Und wieder ist ein deutlicher Rückgang von insgesamt über einer Million Kirchenmitgliedern zu verzeichnen. Zwar gab es nicht mehr so viele Austritte wie in den Vorjahren, doch können Taufen und Wiedereintritte den Trend bei weitem nicht aufhalten. Die Kirchenleitungen zeigen sich alarmiert und betonen, dass man vor diesen Zahlen nicht die Augen verschließen dürfe. Doch Hingucken alleine reicht ganz sicher nicht aus.
Überaus passend heißt es in den Herrnhuter Losungen über dem heutigen Tag: „Jesus Christus spricht: Geht hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.“
Geht hin zu den verloren Schafen. Damit kann man sich ja gut beschäftigt halten, denn an verlorenen Schafen herrscht kein Mangel, wie uns die Zahlen zeigen. Und dann? Was soll passieren? Jesus sagt: „Macht Kranke gesund, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus.“ Seine Jünger sind die Adressaten und manches ist für einen Otto-Normalverbraucher-Christenmenschen des 21. Jahrhunderts sicher eine Nummer zu groß. Aber vielleicht lässt sich Jesu Botschaft ja zusammenfassen zu: Tut Gutes! Kümmert Euch um die Menschen und lasst dadurch sichtbar werden, was christliches Leben bedeutet.
Wenn Menschen unsere Kirche verlassen, kann das unterschiedliche Gründe haben. Ein möglicher ist die Unzufriedenheit mit der Kirche als Institution. Dafür gibt es zutreffende Argumente und die Liste innerkirchlicher Baustellen ist noch lange nicht abgearbeitet. Es kann aber auch sein, dass Menschen, die die Kirche verlassen, keine Bindung mehr zu christlichen Werten und zum Christ-Sein insgesamt fühlen.
Dass die Institution Kirche schrumpft, ist tragisch. Der Bedeutungsverlust christlicher Werte allerdings, birgt weit größere Gefahren in sich. Denn damit verschwinden rote Linien, die bisher mehrheitlich anerkannt waren. Wenn wir Jesu Botschaft ernstnehmen, bleibt kein Platz für Hass und Gewalt, kein Platz für Diskriminierung und Verrohung, kein Platz für Fanatismus und Größenwahn.
Wenn wir Jesu Botschaft ernstnehmen, werden wir einander in Respekt und Barmherzigkeit begegnen und unseren Mitmenschen lieben wie uns selbst. Diese Haltung, die unser Zusammenleben im Großen wie im Kleinen bestimmt, steht auf dem Spiel. Und natürlich geht auch die Gewissheit verloren, ein Leben in Liebe und Geborgenheit zu führen, begleitet von einem Gott, der es gut mit uns meint.
Das alles ist existenziell, und es betrifft jede und jeden einzelnen genauso wie uns alle als Gesellschaft. Primäres Zeil ist nicht, die Kirche als Institution zu retten, sondern der frohen Botschaft Gehör zu verschaffen und die Menschen davon zu überzeugen, dass Gottes Liebe das Beste ist, was uns widerfahren kann – in jeder Beziehung. Amen.

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  Dampf ablassen

Dampf ablassen

Heiko Frubrich, Prädikant - 27.03.2025

„Herr, du hast mich überredet und ich habe mich überreden lassen. Du bist für mich zu stark gewesen und hast gewonnen; aber ich bin darüber zum Spott geworden täglich, und jedermann verlacht mich.“ Von Jeremia stammen diese Worte, über die am vergangenen Sonntag in unseren Kirchen gepredigt wurde. Jeremia, der große Prophet des Alten Testaments, Jeremia der uns so viele von Gottes Gedanken und Worten übermittelt hat, er beklagt sich hier in einer Deutlichkeit, die zumindest überrascht.
Ja, er hat sich nicht in das Prophetenamt hineingedrängt. Als Gott ihn berief, hielt er sich für zu jung und er wandte ein, dass er kein guter Prediger sei. Aber dennoch: Diese Motzerei gegenüber Gott ist schon ziemlich heftig. „Du hast mich überredet und ich habe mich überreden lassen. Du bist für mich zu stark gewesen und hast gewonnen; aber ich bin darüber zum Spott geworden täglich.“
Darf man so mit Gott reden, insbesondere dann, wenn man aus seiner Hand eine so vertrauensvolle Aufgabe erhalten hat? Oder ist das einfach nur respektlos? Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Gott in der Bibel von uns Menschen konsequent geduzt wird? Und nicht nur von den Menschen in der Bibel: Wir tun es auch, in jedem Vater Unser, das wir miteinander beten. „Vater unser, der Du bist im Himmel.“ Und Gott duzt zurück: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen“, sagt er.
Nun hat das Duzen nicht unmittelbar etwas mit fehlendem Respekt zu tun. Es kann, und so verstehe ich es hier, auch durchaus Augenhöhe und Nähe ausdrücken. Das Du in unserer Gottesbeziehung ist für mich der Beleg dafür, dass Gott einen festen Platz bei uns haben, und bei allem, was wir erleben und erleiden, dabei sein möchte.
In einer solchen Beziehung gibt es auch mal ruppigere Zeiten. Da sind unsere Zweifel, aus denen wir kein Geheimnis machen müssen. Da ist unser Unverständnis, warum Gott nicht aktiver in das Weltgeschehen eingreift. Und da ist unsere Wut, wenn uns Schicksalsschläge treffen, obwohl wir Gott doch an unserer Seite haben.
All das darf raus, all das darf laut werden vor Gott und nichts nimmt er uns übel – ganz im Gegenteil. Jesus ermuntert uns, zu ihm zu kommen, wenn wir mühselig und beladen sind, weil er uns entlasten und wieder aufrichten will. Und er fordert uns auf, Gott, mit dem, was uns bedrückt, auf die Nerven zu gehen. Auch dafür ist er da.
So manches wird leichter, wenn man es sich von der Seele redet. Ärger wird kleiner, wenn wir mal so richtig Dampf ablassen können. Und die Gefahr von Magengeschwüren nimmt deutlich ab, wenn wir unseren Frust nicht in uns hineinfressen. Gott weiß das, und er ist in solchen Situationen gerne unser Gesprächspartner.
Und wenn sich das selbst der große Prophet Jeremia getraut hat, dann dürfen wir das auf jeden Fall auch. Amen.

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  Frieden leben!

Frieden leben!

Heiko Frubrich, Prädikant - 26.03.2025

„Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.“ Beleidigt Sie das? Fühlen Sie sich zu Unrecht angegriffen? Verallgemeinerungen sind ja ohnehin mit Vorsicht zu genießen, und wenn wir dann so undifferenziert verunglimpft werden, wohl erst recht. Blöd nur, dass dieser Satz nicht aus irgendeinem TikTok-Fake-News-Post stammt, sondern von Gott höchstpersönlich. Er spricht ihn aus, nach dem Ende der Sintflut und es schwingt deutlich Resignation mit in seinen Worten.
Es ist Mittwoch und so ist dieser Abendsegen heute gleichzeitig ein Friedensgebet. Aber können wir uns das nicht eigentlich schenken, wenn Gott schon auf den ersten Seiten der Bibel zu der Erkenntnis kommt, dass wir Menschen von Jugend an nur Böses im Sinn haben? Wie soll es da Frieden werden können?
Und wir sehen ja gerade an einigen Paradebeispielen, dass ein paar mächtige Autokraten ausreichen, um jegliche mühsam aufgebaute Friedensordnung und damit die ganze Welt in Unordnung zu bringen und die Zukunft von Millionen von Menschen zu gefährden. Und selbst die Bibel ist voll von Geschichten, in denen es um Krieg und Gewalt geht. Wir sind mitten in der Passionszeit und erinnern uns daran, dass wir Menschen in unserer Selbstüberschätzung und unserem Größenwahn sogar Gottes Sohn umgebracht haben.
Und trotz allem wendet sich Gott nicht von uns ab. Der Mensch ist schlecht und trotzdem will ich nie wieder alles Lebendige so schwer bestrafen, wie ich es getan habe, sagt er zu sich selbst, nachdem Noahs Arche wieder auf sicherem Land lag. Dem zugrunde liegt Gottes feste Überzeugung, dass wir eben auch anders können, dass wir einander zum Segen werden und zum Frieden fähig sind.
Ja, wir haben den ans Kreuz gebracht, der uns gezeigt hat, wie Frieden geht. Ja, wir haben damit ein Fanal gesetzt, das zeigt, wozu wir Menschen fähig sind. Gott hätte an diesem Punkt der Geschichte alle Brücken zu uns abbrechen können. Aber er hat selbst auf diesen Gewaltexzess gegen seinen eigenen Sohn mit Liebe geantwortet, mit Liebe, die spürbar wird in der Vergebung unserer Schuld und die sichtbar wird mit dem leeren Grab.
Doch Gottes Liebe soll uns auch Verpflichtung sein, das Vertrauen, das er in uns setzt, nicht zu enttäuschen. Frieden regnet nicht vom Himmel. Frieden beginnt nicht erst dann, wenn andere damit anfangen. Frieden beginnt bei uns als spürbare und sichtbare Antwort auf Gottes Liebe, die er uns so eindrucksvoll bewiesen hat. Damit können wir das Böse im Zaum halten – uns Menschen zum Wohle und Gott zur Ehre. Amen.

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  Siehst du den Mond dort stehen?

Siehst du den Mond dort stehen?

Henning Böger, Pfarrer - 25.03.2025

Der Blick heute Abend geht in weite Ferne, genauer 384.400 Kilometer weit von der Erde entfernt: bis hinauf zum Mond. Seit kurzem steht der Erdtrabant auf der Liste des bedrohten Kulturerbes.
Der „World Monuments Fund“, kurz WMF, hat den Mond in seine aktuelle Liste der gefährdeten Orte aufgenommen. Die gemeinnützige Denkmalschutz-organisation, 1965 gegründet, benennt alle zwei Jahre 25 besonders bedrohte Kulturerbe-Stätten. Auf ihrer „World Monuments Watch“ stehen oftmals Stätten, die in Konfliktgebieten wie der Ukraine oder dem Gazastreifen liegen oder die durch die Klimakrise besonders gefährdet sind.
Nun steht auch der Mond auf der Liste des WMF, weil man die Zerstörung einer wichtigen archäologischen Stätte fürchte. Die Sorge der Forschenden bezieht sich auf Fundstücke, die verteilt am Landepunkt der ersten bemannten Mondfähre liegen. Es sind 106 an der Zahl, sorgfältig kartografiert, z. B. ein Paar Weltraumstiefel, eine umgewehte US-Fahne, eine Mondoberflächen-Nahaufnahmekamera oder ein Fußabdruck im Mondstaub. Die US-Astronauten Neil Armstrong und Buzz Aldrin ließen all das zurück, als sie am 21. Juli 1969 den Mond wieder in Richtung Erde verließen.
In der näheren Zukunft stellen, so der WMF, neue Forschungsmissionen oder sogar private Ausflüge zum Mond ein Risiko für diese Artefakte der ersten Mondlandung dar. Man stelle sich etwa einen Touristen wie Elon Musk vor, der seinen Fußabdruck neben oder sogar auf dem von Neil Armstrong hinterlassen möchte.
Wie anders singt das alte Abendlied von Matthias Claudius vom aufgehenden Mond: „Seht ihr den Mond dort stehen? / Er ist nur halb zu sehen / und ist doch rund und schön. / So sind wohl manche Sachen, / die wir getrost verlachen, / weil unsere Augen sie nicht sehn.“
Der halbe Mond als Zeichen für die halbe Erkenntnis. Eben meine Sicht der Dinge. Und andere haben ihre Sicht, die mir vielleicht noch verborgen ist.
Auch das wäre ein guter Grund dafür, den Mond auf die Liste des bedrohten Menschheitserbes zu setzen. Weil Leben, das als Ganzes gelingt, sich immer aus diesen halben Wahrheiten zusammenfügt.

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  Gemeinschaft der Heiligen – Du gehörst dazu!

Gemeinschaft der Heiligen – Du gehörst dazu!

Heiko Frubrich, Prädikant - 24.03.2025

„Woher soll ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage?“ Ein witziger Spruch, der aber durchaus Wahres in sich trägt. Denn manchmal ist die Zunge schneller als das Hirn und mitunter funktioniert sie, auch ohne, dass unsere grauen Zellen merkbar einbezogen sind. Das passiert sogar beim Beten. Die Worte des Vater Unser sind uns so vertraut, dass einfach fließen. Da braucht es keine übermäßige Konzentration. Wir falten die Hände, schließen vielleicht die Augen und beten. Und tatsächlich machen sich unsere Gedanken dabei manchmal auf einen Weg, den wir nicht erwartet haben und der uns wegführt, von dem, was wir sagen.
Es kann aber auch sein, dass wir vertraute Worte immer wieder sprechen und plötzlich kommt wie ein Blitz aus heiterem Himmel die Frage: Was bedeutet das eigentlich? So ist mir mal ergangen, als ich über eine Formulierung in unserem Glaubensbekenntnis gestolpert bin. Da heißt es im letzten Teil: „Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen...“
Gemeinschaft der Heiligen? Die spielen doch aber bei uns Protestanten gar nicht so die große Rolle. Wir sagen doch eher: Ja, es gab und gibt sie immer wieder, diese Menschen, die uns große Vorbilder im Glauben sind, die für ihre christliche Überzeugung gelebt haben und sogar dafür gestorben sind. Ich denke dabei an den Jerusalemer Diakon Stephanus genauso wie an Dietrich Bonhoeffer.
Aber sind tatsächlich diese gemeint mit der Gemeinschaft der Heiligen? Ja, diese auch. Und darüber hinaus noch Sie und Ihr und ich. Sie könnten jetzt einwenden, dass uns der Papst doch noch gar nicht heiliggesprochen hat, ja dass er uns noch nicht einmal persönlich kennt. Und ich erwidere Ihnen: Das macht nichts, denn Paulus schreibt in seiner Anrede im ersten Korintherbrief für seine Verhältnisse verblüffend klar: „An euch, die ihr heilig geworden seid durch die Verbindung mit Christus Jesus. Zu Heiligen seid ihr berufen mit allen, die den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen – überall auf der Welt, hier wie anderswo.“
Wenn wir mit Jesus Christus verbunden sind, dann sind wir Heilige. Durch Taufe und Bekenntnis gehören wir dazu und sind, wie Paulus an anderer Stelle schreibt, „Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen“. Das mit mittendrin statt nur dabei. Das ist dieses Reich Gottes, von dem Jesus sagt, dass es bereits jetzt unter uns ist.
Und jedes Mal, wenn wir im Glaubensbekenntnis von der Gemeinschaft der Heiligen sprechen, dürfen wir uns daran erinnern. Ich gehöre dazu! Ich bin eine oder einer von diesen Heiligen, fest verbunden mit meinem Gott, der mich sieht, der mich kennt und der mich liebt – für immer und ewig. Amen.

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  19.521 Schritte

19.521 Schritte

Henning Böger, Pfarrer - 22.03.2025

Der Mode-Experte und Fernsehmoderator Guido Maria Kretschmer hat ein schmales Büchlein geschrieben: „19.521 Schritte: Vom Glück unerwarteter Begegnungen“.
Kretschmer, der sonst modemutige Zeitgenossinnen medienwirksam berät, erzählt
darin von einem ungewöhnlichen Spaziergang durch Berlin. An einem sonnigen Tag bricht er dazu ganz spontan auf. Seine Idee dabei: Einfach mal woanders abbiegen,
nicht immer dieselben Wege gehen und dabei vor allem viel Zeit haben.
So macht er sich auf den Weg und trifft unterschiedlichste Menschen, die ihn an ihren Geschichten teilhaben lassen. Da ist zum Beispiel Chanti, die bald nach Indien fliegt,
um dort ihre große Internet-Liebe zu treffen, oder Petra, die mit Mitte fünfzig ihr ganzes Leben infrage stellt, weil sie eine Frau kennen und lieben gelernt hat. Jede dieser Geschichten gibt Guido Maria Kretschmer die Möglichkeit, sich auch an Erfahrungen
und Erlebnisse aus seinem eigenen Leben zu erinnern. Denn: „Wir nehmen uns ja mit egal, wohin die Reise geht.“ Am Ende ist seine Tagesreise quer durch Berlin 19.521 Schritte lang.
Wer sich einmal quer durchs Büchlein liest, der merkt: Der Schlüssel zu den vielen, gelingenden Gesprächen an diesem Tag liegt in der offenen Art, mit welcher der Spaziergänger Kretschmer den ihm unbekannten Menschen begegnet. „Ohne diese Offenheit“, so Kretschmer, „bekommen wir ja gar nicht mit, wie toll, vielfältig und wie ähnlich wir anderen sind. Diese schönen Begegnungen machen das Leben für mich aus.“
„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“, lese ich beim Religionsphilosoph Martin Buber. Und weiter: „Die verlängerten Linien der Beziehungen schneiden sich im ewigen Du.“
Das ist eine alte, schon biblische Einsicht: Wir Menschen sind durch Gott von Anfang
an als Gegenüber geschaffen. Für Gott selbst, das ewige Du, und auch füreinander. Unsere Lebenswege gewinnen dort an Sinn und Tiefe, wo wir uns für andere interessieren, ihnen mit offenem Blick und weitem Herzen begegnen.
Gute Wege uns allen in dieses März-Wochenende hinein und Neugier darauf,
wem wir begegnen könnten!

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  S - Schet

S - Schet

Cornelia Götz, Dompredigerin - 20.03.2025

S – Schet
Wer ist das? Kaum jemand kennt ihn. Dabei ist er das Bindeglied zwischen uns und Adam und Eva. Er, nicht Kain, der seinen Bruder Abel erschlug.
Die Bibel erzählt:
„Adam schlief wieder mit seiner Frau, und Eva bekam noch einen Sohn.
Sie nannte ihn Schet, das heißt: Ersatz. Denn sie sagte:
»Gott hat mir einen anderen Sohn geschenkt. Denn Abel ist ja von Kain erschlagen worden.« Auch Schet bekam einen Sohn und nannte ihn Enosch. Damals begann man, den Herrn bei seinem Namen anzurufen.“
Mit dieser Linie verbindet sich Gott.
Fast übersehen? Ja, vielleicht. Denn geht es nicht mit unserem Welt- und Geschichtsbild, unserer Erfahrung mit Blick auf die Mächtigen besser zusammen, dass Gott nach dem Brudermord, den Kain zwar zeichnet aber ihn trotzdem zum Stammvater macht?
Ja, so selektiv kann man lesen. Aber so steht es nicht geschrieben. Denn
Gott ist von Anfang an auf der Seite derer, die sterben müssen vor der Zeit, die stumm gemacht werden – darum braucht es für Abel Ersatz, einen, der an seine Stelle tritt. Erinnern wir uns: Abel hieß „Hauch, Vergänglichkeit“.
Er war ein Leiser.
Sein kleiner nachgeborener Bruder wird ihn vertreten. Nicht, um an der Last der Familienkonstellation zu zerbrechen, sondern weil mit ihm, mit Schet, über den die Linie zu Noah und Abraham weitergeht, eine Grundentscheidung sichtbar wird: die biblischen Geschichten sind parteilich.
Sie tun den Mund auf für die Stummen.
Darum beginnen die Menschen mit diesem Schet, so hab ich es vorhin vorgelesen, Gott anzurufen – mithin: ihm zu erzählen, ihm zu klagen, zu danken und zu bitten und auch: verstehn zu wollen.
Nur wenn wir Schet, den dritten Sohn von Adam und Eva, nicht übersehen, verstehen wir also, dass Gottes Geschichte keine Geschichte der Sieger und Heroen sein will. Es ist eben gerade nicht wie bei Romulus und Remus, dort erbaut der Brudermörder Rom. Hier aber verfolgt Gott Abels Spur.
Wir gehen jetzt – in der Passionszeit - auf Jesu Tod zu. Er war ein Nachfahre Abels und Schets, Auch er wurde ermordet wurde, zum Verstummen gebracht. Wir gehen, leben und glauben in dieser Spur!
Und zuletzt: Schet wird eine Frau finden und eine Familie gründen. Sein Sohn heißt Enoch „Menschlein“. Ganz zart klingt es vom Anfang her obwohl wir doch dachten, es ein eine archaische gewaltvolle Geschichte. Ja – aber die endet in der Sackgasse. Es geht weiter mit: S – Schet.

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  Saint Patrick’s Day

Saint Patrick’s Day

Heiko Frubrich - 17.03.2025

Irland, die grüne Insel – heute trifft diese Bezeichnung in ganz besonderer Weise zu. Nicht etwa, weil dort überraschend schnell der Frühling ausgebrochen wäre, sondern weil heute der irische Feiertag schlechthin ist: Saint Patrick. Da geht so richtig die Post ab, da wird gefeiert, dass die Wände wackeln und alles eben in grün – grüne Hüte, grünes Bier, ja sogar ganze Flüsse werden mit Lebensmittelfarbe Grün eingefärbt.
Bischof Patrick ist der irische Schutzheilige. Geboren um 400 soll er als Kind von Sklavenhändlern aus seiner schottischen Heimat nach Irland verschleppt worden sein, wo er als Schafhirte arbeiten musste. Dort habe er Kraft im christlichen Glauben gefunden. Eines Nachts soll er von einem Engel zur Flucht aufgefordert worden sein. Dem kam er nach und wurde so wahrscheinlich Mönch im Norden von Frankreich.
Dort wiederum träumte er von Stimmen, die ihn nach Irland zurückriefen. Und so wurde er 432, ausgestattet mit einem päpstlichen Auftrag, auf die Insel zurückgeschickt. In Irland angekommen gründete er Klöster, Schulen und Kirchen und soll bis zu seinem Tod im Jahre 462 Tausende zum christlichen Glauben bekehrt haben.
Nur Weniges von dem, was wir uns heute über Saint Patrick erzählen, ist durch verlässliche Quellen belegt, was auch daran liegt, dass bis zu seinem Wirken in Irland Geschichte meist mündlich übermittelt wurde, was nachvollziehbarerweise zu Unschärfen führt. Doch ganz unabhängig davon ist Saint Patrick bis heute eine christliche Integrationsfigur, hinter der sich Irinnen, Iren und Irland-Fans weltweit versammeln, um ordentlich zu feiern.
Zugegebenermaßen geht es dabei oftmals nicht besonders fromm zu. Aber ist das ein Problem? Ich finde nicht – ganz im Gegenteil! Ein guter Freund von mir ermahnt mich immer mal wieder, doch von hier vorne nicht so ernst und streng zu gucken, denn es ginge doch wohl um die „Frohe“ Botschaft, wenn er es recht verstanden hätte. Und ja, er hat es recht verstanden.
Es geht um die Frohe Botschaft und dass das so ist, darf man uns allen auch ansehen – sogar in der Passionszeit. Und wenn sich Menschen zusammenfinden, um eine gute Zeit miteinander zu haben, zu reden, zu singen und zu feiern, dann hat unser Herr ganz sicher nichts dagegen. Und wenn wir uns dabei dann noch an ein Vorbild im Glauben, wie zum Beispiel Sain Patrick, erinnern: Na umso besser! Amen.

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  Schwäche und Staunen

Schwäche und Staunen

Cornelia Götz, Dompredigerin - 15.03.2025

„Lass Dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“
So heißt es im zweiten Korintherbrief. Mir ist dieser Vers wichtig - in der Passionszeit, vor allem aber dann, wenn es um Ermutigung wider die Ohnmacht und Erschöpfung geht.
Ich finde, wenn wir beim Abendmahl hier vorn zusammenstehen, jede und jeder mit seiner kleinen Kraft, jede und jeder immer auch auf dem dünnen Eis der Herausforderungen des eigenen kleinen Lebens oder der großen Welt und diese Worte hören - dann ist das nicht nur tröstlich, sondern auch zum Staunen schön.
Heute Morgen ist mir eine Geschichte, der ganz anderen Art begegnet, die etwas von der Gnade, die mit den Schwachen in unser Leben kommt, erzählt. Sie ist von tröstlicher Schönheit.
Es geht um Chloe Dalton, eine britischen Politikberaterin, die während der Regierungszeit von David Cameron für das Außenministerium arbeitete und entsprechend im Londoner Regierungsviertel hin- und herrannte, zu den Brennpunkten in Bagdad, Kabul und Algier reiste und vermutlich arbeitete wie ein Brauereipferd.
Dann kam Corona und mit der plötzlichen Vollbremsung eine Zäsur, die ihr wie unser aller Leben infrage stellte. Bei Chloe Dalton klingt das allerdings nicht nach Krise, sondern eher nach Verblüffung. Denn von außen gesehen kann man sich ja manchmal wundern, womit man sich alles identifizieren und dann mit Haut und Haar engagieren kann … - mit ein bisschen Abstand kommt einem das dann absurd vor.
So ähnlich muss es Chloe Dalton gegangen sein, als sie in der Coronazeit auf dem Lande lebte und eines Tages einen kleinen Wildhasen fand. Das hilflose Tier, Inbegriff des Schwachen, lehrte sie Demut und Loslassen, schärfte ihren Blick für eine Welt, die weiß, wie man Wildhasen jagt und brät aber nicht, wie man sie aufzieht, mithin dafür, wie „wenig wir zu tun gewillt sind, um den Bedürfnissen … der Kreatur, der Schöpfung entgegenzukommen“ und zugleich, welche Schönheit in der Selbstgenügsamkeit liegt.
Die Begegnung mit dem kleinen Hasen, um dessentwillen sie in ihrem eigenen Hause ganz leise war und abends kein Licht machte, den sie kommen und gehen ließ, trotz aller Furcht vor seinen Feinden, hat ihr Leben reicher gemacht, erfüllter, schöner.
Jetzt, fünf Jahre später, so erzählt sie, kommen drei Generationen Wildhasen, um auf ihrem Teppich zu fläzen, sich im Garten zu sonnen und wieder in die Felder zu verschwinden.
Und Chloe Dalton, die dachte, wenn sie davon erzählt, wird sie als gefühlsduselige Frau abgestempelt, hat mit dieser Geschichte inzwischen viele Menschen glücklich gemacht und für sich selbst einen neuen Weg gefunden, ihre Kraft in den Dienst der Schwachen zu stellen.
Und ich denke: da scheint Gnade auf. Sie hilft uns miteinander leben. Es lohnt, von Schwachen, Schwäche und Ohnmacht zu erzählen und zu staunen, was dann passiert.

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  Abend und Morgen

Abend und Morgen

Cornelia Götz, Dompredigerin - 14.03.2025

Ein ganz besonders schönes Abendlied findet sich in unserem Gesangbuch unter der Nummer 266: „Der Tag mein Gott ist nun vergangen.“ Die englische Königin Viktoria wünschte sich 1897 ein schwingendes Lied zu ihrem Diamantenen Thronjubiläum (man sieht in Gedanken wie der Globus so ich dreht – und immer gibt es ein bisschen Commonwealth).
Die Königin wird sehr zufrieden gewesen sein.
In unser Gesangbuch fand das Lied seinen Weg zunächst durch eine Übertragung aus dem Jahr 1958. Damals hatte ein bayrischer Lutheraner eine deutsche Version für die Liturgie zum „Weltgebetstag der Frauen“ geschrieben. Wenig später gab es eine zweite deutsche Übersetzung von Gerhard Valentin und die klingt nun so:
„Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen / und wird vom Dunkel überweht.
Am Morgen hast du Lob empfangen, / zu dir steigt unser Nachtgebet.
Die Erde rollt dem Tag entgegen, / wir ruhen aus in dieser Nacht
und danken dir, wenn wir uns legen, / dass deine Kirche immer wacht.
Denn unermüdlich, wie der Schimmer / des Morgens um die Erde geht,
ist immer ein Gebet und immer / ein Loblied wach, das vor dir steht.
Die Sonne, die uns sinkt, bringt drüben /den Menschen überm Meer das Licht: / Und immer wird ein Mund sich üben, /der Dank für deine Taten spricht.
So sei es, Herr: die Reiche fallen, / dein Thron allein wird nicht zerstört;
dein Reich besteht und wächst, bis allen / dein großer, neuer Tag gehört.“
Die Melodie wiegt sich leise und wir können uns in ihr fallen lassen, voller Vertrauen, dass Abend und Morgen sich abwechseln und Gott einen neuen Tag werden lässt.
Vielleicht überlässt man sich der Geborgenheit dieses Textes so gern, weil sie sich mit dem Wissen verknüpft, dass irgendwo schon längst wieder Morgen geworden ist und wirklich ein neuer Tag begonnen hat und auch, dass andere, die gerade wieder in einen neuen Tag starten und geschäftig sind, wissen können, dass wir innehalten und beten.
Und zuletzt:
Heute Morgen habe ich eine kleine Geschichte eines madrilenischen Ehepaares gelesen, Francisca und Lorenzo, die an jedem einzeln Morgen gemeinsam vor die Tore der Stadt fahren und den Sonnenaufgang betrachten, zuschauen, wie die Sonne, die irgendwo versunken ist nun uns das Licht bringt und während sie her versinkt, anderen aufleuchtet.
Als die Sinflut vorüber war, sprach Gott:
„Solange die Erde währt, / sollen nicht aufhören / Saat und Ernte, Frost und Hitze, / Sommer und Winter, Tag und Nacht.“
Und während wir das singen und hören, passiert es schon.
Trotz allem und in allem.

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  R - Rabe

R - Rabe

Cornelia Götz, Dompredigerin - 13.03.2025

R –
Das ist ja mal ein Buchstabe, bei dem einem schon lange vorher Ideen zufliegen: Ruth und Rahel, Regen und Ruhe, Ruach und Rom – aber dann trifft mich ein gewaltiger Krähenschiss und ich denke:
R – Rabe.
Palästina kennt verschiedene Rabenarten. Das hebräische Wort „ôreb“ ist vermutlich eher ein lautmalerisches Sprachgebilde; als wollte es das Rabengekrächz nachahmen. Klar ist aber jedenfalls: Rabenvögel gibt es hier wie dort viele.
Raben sind Aasfresser. Deshalb galten sie als unrein, nicht essbar. Überhaupt verbinden sich mit ihnen wegen ihrer schwarzen Farbe und der Neigung, Ruinenstätten und wüste Gebiete zu bewohnen, eher herbere Assoziationen.
Wiederum haben es die Raben auch nicht leicht, denn offenbar muss Gott die jungen Raben der sprichwörtlich gewordenen Rabeneltern wegen (die keineswegs schlechte Eltern sind) füttern
So erzählt es der 147. Psalm.
Und: Raben sind klug. Seeleute – so erzählen es alte Texte aus Mesopotamien – schätzten sie als Orientierungshilfe. Vielleicht darum sandte Noah einen pfiffigen Raben aus, um zu erkunden, ob die Erde wieder bewohnbar wäre.
Sind Raben treu? Dieser kam jedenfalls nicht zurück.
Gott bedient sich ihrer dennoch: Im 1. Buch der Könige wird erzählt, dass
Raben den Propheten Elia morgens und abends mit Brot und Fleisch versorgten, als der sich auf Gottes Geheiß hin am Bach Krit verstecken musste, nachdem er im Auftrag Gottes eine Dürrekatastrophe angekündigt hatte.
Bei dem Evangelisten Lukas schließlich heißt es:
„Sehr euch die Raben an: Sie säen nicht, die ernten nicht, sie haben keine Vorratskammer oder Scheune. Trotzdem ernährt Gott sie.“
So sind Rabenvögel auch Ausdruck für Gottes große Güte. An ihnen sehen wir, dass wir uns nicht zersorgen müssen, sondern verlassen können, das für uns gesorgt ist.
Sollte ich mich daran erinnern als der geschätzte Mitbewohner unserer Stadt mich…?

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  Rendezvous mit dem Licht

Rendezvous mit dem Licht

Cornelia Götz, Dompredigerin - 12.03.2025

Mittwoch, Friedensgebet – wir können nicht ausweichen – auch wenn ich das dann und wann eigentlich gerne machen würde.
Solche Seitwärtsbewegungen lassen mich in den Worten anderer stöbern und so finde ich Emily Dickinson: „Geh zu deinem Rendezvous mit dem Licht / Ohne uns – Ohne Angst / während wir das Geheimnis durchfurchen / Dass du übersprangst.“
Ein Rendezvous mit dem Licht, während wir die Gegenwart durchfurchen.
Das Buch liegt auf einer Broschüre: „Sicherheit neu denken, Positives Szenario.“ Kirchen und Friedensinitiativen haben miteinander gesichtet, was man zusammentragen und wissen kann, was hilft, Horrorszenarien Argumente und Friedenslogik entgegenzustellen. Es gibt darin Zahlen des „International Institute for Strategic Studies“ und einer Greenpeace Studie, die beide zu dem Schluss kommen, dass die Nato Russland in fast allen militärischen Schlüsselparametern (Militärbudget, Truppenstärke, Großwaffensysteme) auch ohne die USA überlegen ist.
Punkt für Punkt, vom Personal über Luft-, Land-, Seestreitkräfte und Nuklearwaffen liegt die NATO – manchmal weit - vorn …
Was soll man da denken.
Was machen wir gerade?
Wo führt die Hochrüstung hin?
Ich durchfurche die Gegenwart und erinnere mich, dass ein Freund dieser Tage sagte: „Die Gefahren, die wir weltweit sehen, bestimmen unseren Blick. Durch die Fixierung auf alles, was gefährlich ist und gefährlich werden könnte, wird die Zukunft ein schwarzes Loch ohne Versprechen – aber die Zukunft ist nicht schwarz oder leer, sie ist nicht ohne Advent“, ohne Ostern.
Wir wissen das doch!
Gott hat unserer Welt aus dem Tohuwabohu, aus der Wüstenei geschaffen und sie gut eingerichtet, er liebt sie, immer noch.
Gott hat den Regenbogen in die Wolken gestellt, und uns seines Friedens vergewissert.
Gott legt, so heißt es bei Jesaja, „seine Reden in Jesajas Mund, er schützt mit dem Schatten seiner Hand, um den Himmel zu pflanzen und die Erde zu gründen.“
Gott ist wirksam. Er hebt so heißt es im 116. Psalm – den Becher der Befreiung – und wir? Wir haben ein Rendezvous mit dem Licht. Jetzt. Denn es ist Zeit für das Friedensgebet.

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  Braunschweiger Warenhausstrum

Braunschweiger Warenhausstrum

Heiko Frubrich, Prädikant - 11.03.2025

Samstag, 11. März 1933. Um 17:00 Uhr findet auf dem Kohlmarkt ein Platzkonzert der SA statt. Unter den Zuhörern befinden sich zahlreiche SS- und SA-Männer in Zivil. Auf ein vereinbartes Zeichen hin machen sich eine größere Anzahl dieser Zivilisten auf den Weg durch die Schuhstraße in Richtung der Kaufhäuser „Adolf Frank“, in dem heute „New Yorker“ ist, und zu „Karstadt“. Dort schlagen sie mit mitgebrachten Steinen die Schaufenster ein, zerstören das Inventar und bedrängen und verletzen Kundinnen und Kunden, die dort einkaufen. Später wird in gleicher Weise noch das Bekleidungshaus „Hamburger & Littauer“ verwüstet.
Der damalige Noch-Innenminister und spätere Ministerpräsident des Freistaates Braunschweig, Dietrich Klagges, hatte die Aktion im Vorfeld dem Kommandeur der Braunschweiger Polizei angekündigt und ihn angewiesen, sich mit seinen Leuten zurückzuhalten. Und so erscheint die Polizei auch erst, lange nach dem die Gewalttaten abgeschlossen und niemand der Täter mehr vor Ort war.
Die Braunschweiger Zeitung berichtet am Montag, dem 13. März 1933 unter Berufung auf Informationen aus dem Braunschweiger Innenministerium über von Kommunisten verübte Gewaltakte in der Braunschweiger Innenstadt.
Das, was sich in unserer Stadt heute auf den Tag genau vor 92 Jahren ereignete, ging als „Braunschweiger Warenhausstrum“ in die Geschichte ein. Dieser markiert den Anfang von Gewaltaktionen gegen jüdische Kaufhäuser und deren Inhaber. In den folgenden Jahren wurden diese Kaufhäuser im gesamten Reichsgebiet, wie man es nannte, arisiert. In der Praxis bedeutete das, dass sie den Inhaberinnen und Inhabern zu Verkaufspreisen abgepresst wurden, die weit unter dem Marktwert lagen. Der in Braunschweig betroffene Kaufhausbetreiber Adolf Frank gab sein Geschäft bereits wenige Wochen nach dem Anschlag ab.
Heute ist der europäische Gedenktag für die Opfer terroristischer Gewalt. Seine Einführung geht auf die Anschläge auf Züge in Madrid am 11. März 2004 zurück, bei denen 193 Menschen ums Leben kamen. Der Braunschweiger Warenhaussturms richtete sich mit seiner Gewalt zunächst nur gegen Sachen, ein Terrorakt war er nichtsdestoweniger. Terror beginnt mit Einschüchterung und Verunsicherung, mit dem Säen von Angst und Hass.
All das ist mit christlichen Werten und einer christlichen Grundhaltung nicht vereinbar und daher hier im Dom auch nicht willkommen. Unsere Dompredigerin, Cornelia Götz, hat unser Leitbild, wie folgt formuliert:
„Der Braunschweiger Dom steht für ein gewaltfreies, demokratisches Miteinander und die Achtung der Menschenwürde, unabhängig von Nationalität, sozialer Herkunft, religiöser Überzeugung und sexueller Orientierung. Das bedeutet für uns, dass Erscheinungsformen von Rassismus, Antisemitismus, Diskriminierung, Verherrlichung oder mangelnder Distanz zum Nationalsozialismus im Braunschweiger Dom keinen Platz haben.“
Der Jahrestag des Braunschweiger Warenhaussturms ist ein Datum, an dem diese Worte hörbar sein sollten. Amen.

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  Sicherheit und Frühling

Sicherheit und Frühling

Cornelia Götz, Dompredigerin - 10.03.2025

1934 hielt Dietrich Bonhoeffer, angesichts einer waffenstarrenden Welt auf einer ökumenischen Jugendkonferenz im dänischen Fanö, eine seiner wichtigsten Reden. Es ging um Frieden und Sicherheit. Sie klang damals wie heute prophetisch. Bonhoeffer, selbst noch sehr jung, sagte:
„Wie wird Friede? Durch ein System von politischen Verträgen? Durch Investierung internationalen Kapitals in den verschiedenen Ländern? d. h. durch die Großbanken, durch das Geld? Oder gar durch eine allseitige friedliche Aufrüstung zum Zweck der Sicherstellung des Friedens? Nein, durch dieses alles aus dem einen Grunde nicht, weil hier überall Friede und Sicherheit verwechselt wird.
Es gibt keinen Weg zum Frieden auf dem Weg der Sicherheit. Denn Friede muss gewagt werden, ist das eine große Wagnis, und lässt sich nie und nimmer sichern.
Friede ist das Gegenteil von Sicherung.
Sicherheiten fordern heißt Misstrauen haben, und dieses Misstrauen gebiert wiederum Krieg. …“
So klingt es und macht es nicht eben einfacher, in den Entscheidungen, die jetzt fallen, Wege zum Frieden zu sehen. Das könnte einen ins Dunkel stürzen. Aber draußen leuchtet der Frühling. Und bei Dorothee Sölle lese ich: „Die Inseln der Schönheit, die wir brauchen, sie sind Erinnerungen an das wirkliche Leben mitten im falschen. Jeder blühende Baum erinnert an Gottes geliebte wunderbare Welt.“
So ist es und ich empfinde diese ersten Frühlingstage als großen Segen, der Hoffnung groß und stark werden lässt. Die Farbenpracht, mit der die Frühblüher, die Vögel, deren Zwitschern den Rhythmus des Lebens erinnert – weil Gott es Tag werden lässt und der Winter vergeht, dass macht mir Mut.
Dietrich Bonhoeffer beendete seine Rede damals mit den Worten:
„Wir wollen reden zu dieser Welt, kein halbes, sondern ein ganzes Wort, ein mutiges Wort, ein christliches Wort. Wir wollen beten, dass uns dieses Wort gegeben werde, – heute noch…“
Und dann finden uns die Worte der Tageslosung, sicher sein und Friede liegen dann auf einmal ganz nah beieinander. Hört aus dem 4. Psalm:
„Ich liege und schlafe ganz mit Frieden; denn allein du, HERR, hilfst mir, dass ich sicher wohne.“ Und dazu heißt es aus dem Johannesevangelium:
„Jesus spricht: Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“
Und ich staune: über die Krokusse und die Wildgänse, die Worte, die nicht zufällig sind und die Geborgenheit an diesem Ort. Das Leben wird siegen. Wie gehen auf Ostern zu – durch das Dunkel hindurch scheint es hell!

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  Vivacissimo brillante – Thema verfehlt?

Vivacissimo brillante – Thema verfehlt?

Heiko Frubrich, Prädikant - 08.03.2025

Musikalisches Mittagsgebet am ersten Samstag der Passionszeit und mit großen Kontrasten. Da lässt uns unser Kantor Robin Hlinka mit von César Franck komponierten finsteren und dramatischen h-Moll-Klängen innerlich geradezu spüren, wie sich Leid und Elend anfühlen und anhören. Und es ist geradezu „Not wendig“, am Schluss dann wenigstens noch in einen warmen und tiefen Dur-Akkord gehüllt zu werden.
Doch wir sind noch nicht am Ende, denn mit den beiden noch anstehenden Werken von Bach und Karg-Elert warten noch zwei echte Passionsstücke auf uns. „O Lamm Gottes, unschuldig“ hatte über lange Zeit seinen Platz in der Karfreitagsliturgie und die Toccata „Herr Jesu Christ, dich zu uns wend“ wurde von Sigfried Klarg-Elert explizit für die Passionszeit komponiert.
Und was soll ich Ihnen sagen: Wenn man das nicht weiß, käme man kaum auf die Idee, dass es sich bei den beiden Werken um Musik für die Passion handelt, für eine Zeit also, in der wir keinen Blumenschmuck auf dem Altar haben, in der wir in unseren Gottesdiensten weder Gloria noch Halleluja singen, sondern uns in besonderer Weise an Jesu Leiden und Sterben erinnern.
Der Text des Passionschorals, über den Bach komponiert hat, lautet so: „O Lamm Gottes, unschuldig, am Stamm des Kreuzes geschlachtet, allzeit erfunden geduldig, wiewohl du warest verachtet, all Sünd hast du getragen, sonst müssten wir verzagen. Erbarm dich unser, o Jesu.“ Unschuldig am Kreuz geschlachtet und verachtet. Und nun startet Bach seine Choralbearbeitung in verspieltem A-Dur mit Trillos in hohen Tonlagen, strahlend und über weite Teile ohne Pedal. Und selbst, als das mit der Choralmelodie im letzten Drittel dazukommt, wird es überhaupt nicht drückend oder finster. Es bleibt hell und beinahe jubelnd.
Und Klarg-Elert setzt mit seiner Passionstoccata noch einen drauf. Da geht es in konsequentem F-Dur und mit fortefortissimo so richtig ab und die erste Tempoangabe lautet Vivacissimo brillante, also äußerst lebhaft und glänzend.
Was gibt man den beiden Komponisten dazu nun mit auf den Weg? Thema verfehlt, 6, setzen? Oder doch eher: Danke für’s Augenöffnen? Unbestritten lehrt uns die Passion, wozu Menschen fähig sind, wenn sie Macht über andere haben und dass sie in ihrer Grausamkeit noch nicht einmal vor Gott haltmachen. Und ja, wir lernen auch, welchen Preis Jesus bereit war zu zahlen, damit es uns gutgehen kann, damit nichts mehr zwischen uns und Gott steht und damit wir Vergebung erfahren. Jesu Tod am Kreuz ist ein Fanal für Gottes Opferbereitschaft, und Paulus sagt zurecht: Gott war in diesem gekreuzigten Christus.
Doch Passion bedeutet eben auch Vorbereitung auf das Wunderbarste überhaupt, nämlich den Sieg des Lebens über den Tod und die Zusicherung, dass wir alle die Chance auf das ewige Leben haben. Wir dürfen die Passionszeit auch von Ostern her denken, und dann kann es gar nicht genug Vivacissimo brillante, eben weil uns Jesus Christus verspricht: Ich lebe und ihr sollt auch leben. Amen.

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  Weltgebetstag – Cook-Inseln

Weltgebetstag – Cook-Inseln

Heiko Frubrich, Prädikant - 07.03.2025

In zwei Jahren wird er seinen 100. Geburtstag feiern, der Weltgebetstag. Mittlerweile wird er in 120 Ländern mit ökumenischen Gottesdiensten gefeiert, wobei die Gottesdienstordnung jedes Jahr von Frauen aus einem anderen Land vorbereitet wird. In diesem Jahr stammt sie von den Cook-Inseln. 15 Inseln sind es insgesamt und sie bilden einen unabhängigen Staat. Die Gesamtfläche der Cook-Inseln ist ein bisschen größer als die der Stadt Braunschweig, allerdings leben dort nur knapp 15.000 Menschen.
„Wunderbar geschaffen“ – mit diesem Motto aus Psalm 139 haben die Cook-Frauen den diesjährigen Weltgebetstag überschrieben. Wenn Sie sich mal Bilder von den Inseln im Internet ansehen, werden Sie verstehen, warum. Die kleinen Inseln sehen aus wie tiefgrüne Tupfen im türkiesblauen Pazifik und Fauna und Flora sind atemberaubend schön.
Wunderbar geschaffen sind aber auch wir Menschen und wir sind befähigt uns auch wunderbar zu verhalten. Und so laden die Frauen in ihrer diesjährigen Gottesdienstordnung dazu ein, „mit unseren Gaben und Talenten der Welt zu dienen und ihr zum Segen zu werden.“ Um zu zeigen, wie das gehen kann, haben sie Werte und Regeln zusammengestellt, die das Leben auf den Cook-Inseln bestimmen.
So möge man ein Herz voller Mitgefühl und liebevoller Freundlichkeit haben und ein friedliches, ruhiges, sanftes und fürsorgliches Gemüt. Menschlichkeit und ruhige Würde werden bewundert, während man Uneinigkeit als schlecht für den Frieden der Gemeinschaft und für den eigenen Seelenfrieden ansieht.
Manchmal kann man es ja kaum glauben, doch es stimmt: So können wir Menschen tatsächlich sein. Und wären wir so, ginge es auf einmal allen besser. Doch wenn unsere schönen Ideale auf das pralle Leben treffen, verlieren sie eben auch ganz schnell an Glanz. Denn wir stellen fest, dass wir es alleine und nur aus eigener Kraft nicht hinbekommen, einander zum Segen zu werden.
Und deshalb heißt es auch nicht Weltoberlehrertag, sondern Weltgebetstag. Denn uns allen ist klar, dass wir trotz allerbester Vorsätze immer wieder auch scheitern werden und dass wir Gott brauchen, der uns wiederaufhilft, wenn wir gestolpert sind, der uns Rat gibt, wenn wir nicht weiterwissen und der uns immer wieder versorgt mit dem Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.
Eine gute Gelegenheit, sich dessen zu erinnern, ist Abendmahl zu feiern. Denn dabei werden Gottes Güte und Treue und Nähe in Brot und Wein in besonderer Weise sichtbar und erlebbar. Gleich haben wir Gelegenheit dazu. Wie schön! Amen, oder wie man auf den Cook-Inseln sagt: Amine.

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  Luft holen! - Sieben Wochen ohne Panik

Luft holen! - Sieben Wochen ohne Panik

Heiko Frubrich, Prädikant - 06.03.2025

„Luft holen! – Sieben Wochen ohne Panik“ So lautet das Motto der diesjährigen Fastenaktion der Evangelischen Kirche. Ich stolpere jedes Jahr auf Neue über diese besondere Sichtweise auf die Fastenzeit. Denn irgendwie ist in meinem Kopf fest miteinander verdrahtet, dass Fasten Verzicht auf etwas bedeutet, was mir Freude macht, woran ich mich gerne gewöhnt habe und was ich ungern missen möchte. Das soll in der Passionszeit auch so sein, damit wir unsere Sinne schärfen und auf das richten können, was wirklich wichtig ist.
Doch warum sollte man darüber hinaus nicht auch auf etwas verzichten, was wirklich nervt, was unangenehm ist und uns die Lebensqualität raubt: Panik zum Beispiel. Die machen wir uns gerne auch mal selbst: Wenn wir uns hineinsteigern in unsere Sorgen, wenn wir niemanden haben, mit dem wir darüber reden können und der uns hilft, zu unserer Panik den Abstand zu gewinnen, der nötig ist, um ihre wahre Ursache zu erkennen. Denn die ist oftmals deutlich weniger bedrohlich, als wir uns bewusst machen.
Luft holen also, alleine oder gemeinsam mit anderen, eine kurze Pause einlegen, auch um unsere Gedankenspiralen zu durchbrechen, die uns so unbarmherzig nach unten ziehen. Sicherlich, es herrscht momentan kein Mangel an Sachverhalten, die uns Panik machen könnten: unberechenbare Autokraten und Milliardäre, die offensichtlich die Bodenhaftung verloren haben, verbaler und echter Kanonendonner an so vielen Orten dieser Welt, die Sorgen um unsere Demokratie und all das neben den ganz persönlichen größeren und kleineren Baustellen.
Doch was bringt es uns, wenn wir in Panik verfallen? Auf jeden Fall bringt es keine Verbesserung der Situation – ganz im Gegenteil. Luft holen! Mal schauen, bei was ich überhaupt eine Chance habe, die Dinge positiv zu verändern. Luft holen! Sich vor Augen führen, dass wir hinnehmen müssen und auch dürfen, dass vieles allein in Gottes Hand liegt. Luft holen! Und sich vergewissern, was uns zugesagt ist: Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohlmachen!
Luft holen! Sieben Woche ohne Panik. Und wenn wir uns an dieses Gefühl gewöhnt haben, können wir nach Ostern damit ja einfach weitermachen. Amen.

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  Aschermittwoch

Aschermittwoch

Heiko Frubrich, Prädikant - 05.03.2025

„Zerreißt eure Herzen und nicht eure Kleider und kehrt um zu dem Herrn, eurem Gott! Denn er ist gnädig, barmherzig, geduldig und von großer Güte.“ Dieser Satz stammt aus dem für den heutigen Aschermittwoch vorgesehenen Predigttext aus dem Buch des Propheten Joel. Zerreißt eure Herzen, das klingt ziemlich martialisch. Doch es beschreibt sehr gut, wie ich finde, worum es gehen soll in den kommenden Wochen bis Ostern. Wir starten heute in die Passionszeit, die eine Buß- und Fastenzeit ist. Sich die Herzen zu zerreißen bedeutet nun nicht, sich selbst für irgendetwas zu bestrafen. Es bedeutet vielmehr gründlich aufzuräumen und unser Denken, Reden und Tun zu hinterfragen – bis in die letzte Ecke.
Es geht nicht darum, sich mit Äußerlichkeiten abzugeben, das, was wir sichtbar an uns haben, zu prüfen. Die Kleider, von denen Joel spricht, kann man wechseln. Der Mensch, der drinsteckt, bleibt derselbe. Und sich diese Kleider, wenn es geht, noch auf offener Bühne zu zerreißen, damit auch ja alle sehen, wie ernst wir die Passionszeit nehmen und wie fromm wir doch sind, das geht meilenweit an dem vorbei, worauf es tatsächlich ankommt.
Überwiegend in katholischen Gemeinden bekommen Gottesdienstbesucherinnen und Gottesdienstbesucher heute ein Aschekreuz aufgelegt. Die Asche symbolisiert unsere eigene Vergänglichkeit und dass wir hier auf dieser Welt Erde, Asche und Staub waren und auch wieder dazu werden. Das soll uns nicht Angst machen, uns nicht bedrohen oder in Panik versetzen. Doch es soll uns aber daran erinnern, dass es besser ist, heute mit dem Aufräumen im eigenen Leben zu beginnen, als es auf morgen zu verschieben. Denn niemand von uns weiß, wie viel Zeit uns dafür noch bleibt.
Dieses Aufräumen hat oft etwas mit Vergebung zu tun. Sind da schwelende Konflikte in meinem Leben. Hätte ich die Chance, Frieden zu schließen mit jemandem, mit dem oder mit der ich mich verkracht habe? Tut es not, mir selbst zu verzeihen, wenn ich Fehler gemacht habe, die mich ärgern, wenn ich nicht so bin, wie ich es mir oder vielleicht auch andere sich es wünschen? Und wofür sollte ich Gott um Vergebung bitten, damit ich wieder reinen Herzens sein kann?
Vater vergib, so lautet die Bitte die wir gleich zusammen im Friedensgebet der Nagelkreuzgemeinschaft miteinander beten werden. Dass Gott uns vergeben wird, darauf dürfen wir vertrauen. Denn er hat uns in Tod und Auferstehung seines Sohnes Jesus Christus gezeigt, wie groß seine Liebe zu uns ist. Also: „Zerreißt eure Herzen und nicht eure Kleider und kehrt um zu dem Herrn, eurem Gott! Denn er ist gnädig, barmherzig, geduldig und von großer Güte.“ Amen.

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  Keksdosentrick

Keksdosentrick

Henning Böger, Pfarrer - 04.03.2025

Kennen Sie schon den Keksdosentrick? Der Psychologe Pablos Hagemeyer erklärt ihn so: Menschen, die an sich und ihrer Leistung zweifeln, rate er gerne, sich im Geiste eine Dose zu zulegen, in die sie hineinlegen, was ihnen gut gelungen ist.
Das kann ganz Verschiedenes sein: eine Freundschaft, das Lob einer Kollegin, der Dank von Verwandten oder Fremden, eine gute Tat, ein Moment des Glücks, ein wunderbarer Film. Aus jedem Moment, in dem uns etwas gut gelungen ist, können wir im Geiste einen Keks machen und legen ihn in unserer Vorstellung in eine Dose, wo wir sie sicher verwahren.
Wenn dann Augenblicke kommen, in denen wir an uns zweifeln oder fürchten, etwas nicht zu schaffen, können wir im Geiste an unsere Keksdose gehen und eine der guten Erinnerungen betrachten, kosten und uns an das gute Gefühl erinnern, das wir damals hatten, als wir diesen gelungenen Augenblick in die Dose gelegt haben.
Ja, sagt der Psychologe Hagemeyer, der Keksdosentrick sei eine Art Selbsthypnose zum Guten und Wertvollen hin. Das sei nötig und wichtig, weil niemand von uns vor Selbst-zweifeln verschont bleibe. Da tue es gut, ein Vorrat an Gutem zu haben, an das wir uns erinnern können: wie wir eine schwierige Situation bewältigt haben, wie ein Freund uns beistand, wie die Familie zusammenhielt, wie ein Lied uns tröstete oder ein Bibelvers.
Leider ticken wir Menschen ja oft anders und vergessen viel Gutes zu schnell. Darum der Rat des Psyvhologen: Behaltet euch das Gute und Gelingende. Dann ist es verfügbar in sorgenvollen Momenten. Denn dieses Gute kann auch ein zweites Mal gut sein. Zum Beispiel weil mir einfällt, wie überlegt ich damals gehandelt habe, als die Sorgen groß wurden.
„… behaltet das Gute", rät der zweite Teil der biblischen Jahreslosung aus den Briefen des Apostels Paulus. Weil es gerade dort, wo wir der Bitternis im Leben nicht entkommen, wesentlich von uns selbst abhängt, wie wir auf dieses Leben sehen:
Wieviel Gewicht jene Momente unter uns haben, in denen wir einander auch das Andere, das Gute zum Leben und Glauben spüren lassen. Gut, wenn unsere Keksdosen dann reich gefüllt sind mit gut Gelungenem zum Teilen mit anderen.

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  Sortieren

Sortieren

Heiko Frubrich, Prädikant - 03.03.2025

Sortieren ist angesagt, zumindest bei mir. Einsortieren, umsortieren, wegsortieren, nicht die Papierstapel auf dem heimischen Schreibtisch. Das wäre vergleichsweise einfach. Ich denke vielmehr an das, was in dieser Welt so vor sich geht, gerade in den letzten Tagen. Da beklagt sich ein Präsident im Weißen Haus über mangelnde Dankbarkeit, macht bei dieser Gelegenheit die Opfer zu Tätern und stellt gleichzeitig denen, die ihn für einen Freund und Partner hielten, den Stuhl vor die Tür. Und dann treffen sich andere Staatenlenker am Wochenende in London und demonstrieren ihre Solidarität, zeigen Einigkeit und respektvollen Umgang miteinander, was ja durch aus Hoffnung macht. Doch dann sagen sie, dass es für alle teuer werden wird, dass wir viel mehr Waffen kaufen und produzieren müssen, auch nukleare.
Sortieren ist angesagt, aber für so manches fehlt mir der richtige Ordner. Ich habe keinen für ein von einem Autokraten regiertes Amerika. Ich habe keinen für Rüstungsausgaben in einer Größenordnung, die ich mir als Zahl kaum mehr vorstellen kann. Und ich habe auch keinen für die Reden von einem drohenden Krieg.
Worte aus dem 31. Psalm, der über dieser Woche steht: „Herr, auf dich traue ich, lass mich nimmermehr zuschanden werden, errette mich durch deine Gerechtigkeit! Denn du bist mein Fels und meine Burg, und um deines Namens willen wollest du mich leiten und führen. Ich freue mich und bin fröhlich über deine Güte, dass du mein Elend ansiehst und kennst die Not meiner Seele; du stellst meine Füße auf weiten Raum.“
Uralte Worte und doch so wohltuend und ich bin dankbar, dass ich sie glauben darf, bin dankbar, dass auch ich fröhlich sein darf über Gottes Güte – und Sie und Ihr natürlich auch. Wir alle stehen auf weitem Raum, müssen uns nicht einengen lassen von Entwicklungen, auf die wir kaum Einfluss haben. Wir können diesen weiten Raum nutzen, indem wir uns gegenseitig ermuntern, nicht zu resignieren, indem wir auch übermorgen wieder mit Kerze und Tee vor dem Dom stehen und miteinander reden – radikal freundlich. Und wir dürfen diesen weiten Raum nutzen, um durch- und aufzuatmen in der Gewissheit, dass Gott auch unser Fels und unsere Burg ist.
Manchmal brauche ich eine solche grundlegende Vergewisserung. Das hilft mir beim Sortieren und es tut mir einfach gut – und Ihnen und Euch vielleicht ja auch. Amen.

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  Großmütter

Großmütter

Cornelia Götz, Dompredigerin - 28.02.2025

Die Union unter Friedrich Merz hat eine „kleine Anfrage“ gestellt, 551 Fragen sind es genau genommen. Unter anderem geht es um die politische Neutralität und Finanzierung der „Omas gegen rechts“.
Die wehren sich und haben mit einem Brief geantwortet und ein paar Klarstellungen vorgenommen. Es ist also an der Zeit, um an einem Wochenende, an dem wieder eine Nagelprobe für die Demokratiebereitschaft ansteht und man sich kaum noch traut, das Radio anzustellen und in Richtung Ukraine zu denken, nach den Großmüttern zu fragen – die sich hier positionieren und nun Ärger haben und dort die Zivilgesellschaft zusammenhalten, mancherorts die letzten sind, die bleiben.
Großmütter.
Auch die Bibel kennt natürlich welche. Sie führt ja seitenweise Genealogien auf, hütet Familienbilder und so gibt es selbstverständlich auch Vorfahrinnen, die irgendjemandes Großmütter waren. Aber eine wirkliche „Großmutter“ kommt nur ein einziges Mal vor, im zweiten Timotheusbrief Dort heißt es: „Denn ich erinnere mich an den ungefärbten Glauben in dir, der zuvor schon gewohnt hat in deiner Großmutter Lois und in deiner Mutter Eunike; ich bin aber gewiss, auch in dir.“
Da schließt einer von Großmutter und Mutter auf den Menschen, den er vor sich hat, eben auf Timotheus. Der hatte offenbar eine Großmutter, die zu den allerersten Menschen gehörte, die an Jesus Christus geglaubt haben und eine so entschiedene und engagierte Frau gewesen sein muss, dass man sie zwei Generationen später noch kannte.
Für ihren Enkel, Timotheus ist sie – so scheint es - ein Vorbild gewesen, ein Mensch, der Orientierung geschenkt hat, Wurzeln und Halt.
Ein Segen! Denn wenn es gut geht, dann ist so eine Großmutter Gold wert: sie hat ein bisschen mehr Zeit als die Mutter, vielleicht ist sie auch gelassener, weil sie nicht mehr selbst erziehen muss, ganz gewiss hat sie mehr Lebenserfahrung. Großmütter können davon erzählen, was sich an Gutem bewährt hat und wann man aufpassen muss, sie wissen, dass Leben manchmal weh tut und dass es weitergeht.
Großmütter können sehr zäh sein. Vielleicht haben sie auch weniger Angst.
Wie gut, das wir sie haben – hier, in unseren Familien und als Omas gegen rechts. Wie tapfer sie sind – in der Ukraine und an all den anderen Kriegsorten, die sie nicht verschonen. Vielleicht sollten wir statt 551 Fragen zu stellen lieber 551 streitbaren Großmüttern zuhören?
Und was steht über diesem Tag?
Da heißt es bei Jesaja: „Denkt an den Anfang, an das, was schon immer war; ich bin Gott und keiner sonst.“
Eben. Keiner sonst. Oft ist es den Großmüttern zu verdanken, dass wir noch wissen.

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  Q - Quelle

Q - Quelle

Cornelia Götz, Dompredigerin - 27.02.2025

Q – Quelle
Im Hebräischen „maqor“ und „ajin“, wobei Letzteres etymologische Verwandtschaft, die es auch im Akkadischen und Ugaritischen gibt, mit dem Wort für „Auge“ hat. Quellen kann man sich also als Augen auf dem Angesicht der Erde denken oder eben glänzend, wenn die Sonne auf einen Quellort scheint – so wie nur Augen glänzen.
Quellen sind kostbar. Ihr frisches sauberes Wasser – im Gegensatz zu dem angesammelten oftmals brackigen Zisternenwasser ist im wahrsten Sinne des Wortes Lebenselixier.
Erst recht in einem Land wie Palästina, das nicht – wie Ägypten durch den Nil – mit einem großen Strom gesegnet ist. Überlebenswichtige Oasen finden sich nur wo es auch Quellen gibt. Viele zentrale biblische Geschichten sind deshalb Oasen- oder Brunnengeschichten. Es gab nicht ausreichend Quellwasser aus dem Gebirge – man musste es auch suchen und danach bohren.
Wie abhängig die Menschen von ihren Quellen waren und wie tief überzeugt davon, dass man ihre Reinheit nicht gefährden kann, zeigt sich daran, dass im 3. Buch Mose – dem es so dringend um Reinheit und Unreinheit geht - ausdrücklich gesagt wird, dass nicht mal tote Tiere eine Quelle verunreinigen können. Weil die Quelle reinigt, kann sie nicht unrein sein.
Diese Vorstellung begegnet auch in anderen Religionen. Mit sehr viel Geld hinterlegte Versuche der EU den Ganges in Indien zu reinigen stießen dort genau aus diesem Grund auf grundsätzliches Unverständnis: Weil der Ganges die Menschen reinigt, kann er nicht von Menschen gereinigt werden.
Quellwasser galt als lebendiges Wasser.
Es sprudelt und bewegt sich. So sind Quellen sind Ausdruck von Gottes großer Schöpfermacht und auch Zeichen des verheißenen Land. Sie scheinen regelrecht ins Leben gerufen zu sein, sind Urbild für Fülle und Segen. Darum tragen Quellen selbstverständlich Namen. Das Alte Testament kennt eine „Granatapfelquelle“ und eine „Böckleinquelle“, eine „Rebhuhnquelle“, eine „Sonnenquelle“ und eine „Gartenquelle“ und viele mehr…
Auch das kommende Heil ist mit einer Quelle verbunden / darum heißt es bei Joel: „Und es wird eine Quelle aus dem Hause JHWH hervorgehen…“ – und ganz am Ende ist uns versprochen: Es gibt lebendiges Wasser umsonst. So schöpfen wir Hoffnung, wie wir Wasser schöpfen, denn „bei dir ist die Quelle des Lebens. In deinem Licht sehen wir das Licht.“

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  Komm, hilf uns!

Komm, hilf uns!

Cornelia Götz, Dompredigerin - 26.02.2025

Der Predigttext dieser Woche geht mir nach.
Paulus träumte, dass ihn einer rief: „Komm rüber und hilf mir.“
So erzählt es die Apostelgeschichte.
Der Ruf klingt übers Meer und kommt von einem einzelnen Menschen.
Paulus macht sich auf den Weg, es ist die mörderische Fluchtroute übers Mittelmeer – allerdings in der Gegenrichtung. Er kommt heil rüber – trifft den, den er im Traum gesehen hat, zunächst gar nicht an.
Es sind Frauen, die ihm begegnen. Womöglich Witwen wie in der Ukraine oder verwaiste Eltern wie in Israel, Frauen aus Teheran?
War es ein stellvertretender Hilferuf - anstelle derer, die keine Stimme haben?
War es ein Hilferuf eines Menschen, der dringend in aller Klarheit gesagt kriegen muss, was gut ist und was behalten sollen, was zum Leben hilft und wem er sich verdankt?
Immerhin: da ruft ein Europäer um Hilfe.Und es ist ein Jude, der sich zum Christentum bekehrt hat, der ihn hört und sich auf den Weg macht. Unglaublich.
Der Text gehörte zu dem Sonntag, an dem Menschen in den Bundestag gewählt wurden, die weder Verantwortung für die Ermordung der Juden durch unsere Großväter und Großmütter übernehmen noch sich klar von deren Ideen distanzieren wollen. Wo wird das hinführen?
Werden Gedichte wie die von Agi Mishol, einer der bedeutenden israelischen Lyrikerin, Tochter von Holocaust-Überlebenden ungarischer Herkunft aus dem rumänischen Siebenbürgen, in Zukunft hier noch verlegt werden können?
Ihr gerade erst erschienener Band trägt den Titel: „Gedicht für den unvollkommenen Menschen.“ Und da schreibt sie:
„Im Hof hinterm Haus / blüht heute / (für einen Tag) / dieser Kaktus dessen Name / ich nicht weiß / wenn ich ihn nicht anschaue - / wer sieht ihn dann?“
Verantwortung heißt das Gedicht.
Verantwortung bedeutet hinzuschauen und hinzuhören.
Es ist ja alles da.
Über diesem Tag steht in den Herrnhuter Losungen aus dem Johannesevangelium: „Der Wind bläst, wo er will und Du hörst sein sausen wohl…“ und dazu schreibt Ulrike Wagner-Rau: „Komm, o Goot, du Geist des Lebens, Gesicht der Barmherzigkeit, Geruch der Heiligkeit, Geschmack der Unendlichkeit, Geräusch der Zärtlichkeit, Gespür für die Ewigkeit!“ Komm und hilf uns.

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  Guten Mutes bleiben!

Guten Mutes bleiben!

Heiko Frubrich, Prädikant - 25.02.2025

Über dem heutigen Tag heißt es aus dem Brief des Jakobus: „Leidet jemand unter euch, der bete; ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen.“ In der Passage, aus dem dieser Vers stammt, geht es Jakobus um Gebet, Geduld und Fürbitte, aber ganz offensichtlich auch um gute Laune. Ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen. Und auch, wenn es vielleicht weltvergessen klingt: Ich finde, dass wir bei allem Schweren unsere gute Laune nicht verlieren dürfen.
Ja, das Wahlergebnis vom Sonntag hätte auch ich mir anders gewünscht. Ja, Trump und Musk und Putin und Co beunruhigen mich zutiefst und ich nehme wahr, dass in vielen Diskussionen, in denen es um Menschen geht, nicht mehr über Menschen gesprochen wird, sondern nur noch über Geld und Zahlen.
Aber was ist gewonnen, wenn uns all das derart niederdrückt, dass wir resignieren? Was ist gewonnen, wenn wir keine Freude und Fröhlichkeit mehr empfinden oder sie uns nicht mehr erlauben. Damit ist niemandem geholfen und uns selbst am allerwenigsten.
Wir dürfen fröhlich sein, wir dürfen lachen, wir dürfen uns des Lebens freuen und vielleicht ist das ja sogar Gottes Erwartungshaltung an uns. Ich bin fest davon überzeugt, dass Gott für jede und jeden von uns ein gutes und erfülltes Leben wünscht und die Weichen so gestellt hat, dass es mit gegenseitiger Hilfe auch erreichbar ist.
Und wir, gerade hier in unserem Land, sind doch wirklich dicht dran. Schauen wir uns doch mal um auf dieser Welt. Wir sitzen hier doch wirklich Loge. Unsere Dompredigerin hat es gestern hier an dieser Stelle beschrieben: Wir leben in Freiheit, in weitgehendem Frieden und niemand muss verhungern. Natürlich gibt es auch bei uns Baustellen und es werden eher mehr als weniger.
Und dennoch: Wir haben Gründe genug, um guten Mutes zu sein und Psalmen oder was auch immer uns in den Sinn kommt, zu singen! Nicht zuletzt, wenn wir auf das schauen, was Gott uns schenkt: Unser Leben, diese Erde, seine Barmherzigkeit und seine Liebe. All das nimmt uns niemand, vom Licht des Ostermorgens, dass weit über unser irdisches Leben hinausleuchtet mal gar nicht zu reden.
Gönnen wir uns also immer wieder fröhliche Momente in unseren Tagen – sie helfen uns, sie helfen unseren Mitmenschen, und Gott findet’s prima, da bin ich mir sicher. Amen.

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  Heute, wenn Ihr seine Stimme hört, so verstockt Eure Herzen nicht.

Heute, wenn Ihr seine Stimme hört, so verstockt Eure Herzen nicht.

Cornelia Götz, Dompredigerin - 24.02.2025

„Heute, wenn Ihr seine Stimme hört, so verstockt Eure Herzen nicht.“
So steht es aus dem Hebräerbrief über dieser Woche und man weiß kaum, in welche Richtung gucken, damit das Herz nicht verstockt.
Ich schaue auf das Wahlergebnis und denke ratlos: Ja, es gibt große Probleme in diesem Land. Es gibt Ungerechtigkeit bei der Verteilung der Lasten zwischen den Generationen, es gibt eine riesige soziale Schere und jede Menge strukturelle Schwierigkeiten.
Aber: wir leben doch in einem der Länder der Erde, das so vielen ein Sehnsuchtsort ist. Wir können uns frei bewegen und müssen weder in Bunkern übernachten, noch um Familienglieder bangen, die verschleppt oder verhaftet worden sind, gefoltert und ermordet werden. Kinder müssen nicht verhungern.
Warum sind Hass und Unzufriedenheit in unserem Land dann so entsetzlich groß geworden?
Warum sind so viele Herzen fest verschlossen, wenn es darum geht, dankbar, gastfreundlich, weltoffen zu sein? Woher kommt die viele Angst?
„Heute, wenn Ihr seine Stimme hört, so verstockt Eure Herzen nicht.“
Heute jährt sich der Angriff auf die Ukraine zum dritten Mal.
Und mir geht der Ukraineabend am vergangene Mittwoch nach.
Alice Bota, Osteuropaexpertin der ZEIT, zögerte mit einer Antwort auf die Frage, was ihr Hoffnung macht und sagte dann: Ich habe keine Hoffnung für die Ukraine - aber ich sehe noch immer eine unglaublich tapfere Zivilgesellschaft, Frauen und Kinder, die leben und überleben und zusammenhalten.
Marina Boranova, eine ukrainische Pianistin und Komponistin, saß währenddessen am Flügel und hätte eigentlich ein Stück zu einer Bachkanatenarie spielen wollen - so hatten wir es verabredet. „Schafe können sicher weiden.“ hieß es und der Text dazu ist der Folgende:
"Schafe können sicher weiden, / Wo ein guter Hirte wacht. / Wo Regenten wohl regieren, / Kann man Ruh und Frieden spüren / Und was Länder glücklich macht.“
Eine Vision, ein Hoffnungsschimmer für die geschundene Ukraine - so war es gedacht.
Irgendwann muss es doch wieder so sein, das Menschen auch dort sicher leben können.
Aber Marina Boranova hat es nicht übers Herz gebracht, das Stück zu spielen.
Es ging nicht, nicht einmal als Sehnsuchtsbild.
Ich sehe sie in Gedanken noch dort unterm Leuchter sitzen und meine Seele tut weh.
„Heute, wenn Ihr seine Stimme hört, so verstockt Eure Herzen nicht.“
Das geht an uns alle.
Und heißt doch auch: Heute, wenn Gott durch die spricht, die in Not sind und Hilfe brauchen - dann lasst uns endlich wieder den Kopf heben und weiter sehen - über das hinaus, was uns hier beschäftigt. So schwierig es ist. Es geht uns besser als den meisten.
Und mit unverstocktem Herzen lasst uns kurz durchatmen. Dankbar.

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  Sei ein Mensch!

Sei ein Mensch!

Heiko Frubrich, Prädikant - 22.02.2025

Heute geht er nun also zu Ende der winterliche Turbo-Wahlkampf für die morgen anstehende Bundestagswahl. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich empfinde die Stimmung dieses Mal anders als vor anderen Wahlen. Denn es geht um mehr als nur die Frage, wie eine neue Regierung aussehen kann. Es geht auch darum, dass aus Deutschland nach der Wahl Impulse ausgehen, um Europa wieder zusammenzuführen. Und das nicht nur deshalb, weil die Schengen-Freiheit so schön ist oder weil man auch in Italien und Polen preiswert mit dem Handy telefonieren kann. Es geht darum, dass Europa mehr denn je gefordert ist, Freiheit und Gerechtigkeit zu bewahren und dafür einzutreten.
Die Herausforderungen, vor denen die Welt insgesamt steht, sind beträchtlich. Die Herangehensweise, um sie zu bestehen, ist eher ernüchternd. Klimawandel, Hunger, Wettrüsten und Ausbeutung ist nicht mit nationalem Egoismus und hegemonialem Größenwahn beizukommen, sondern nur mit gemeinsamem Handeln.
Ich finde es bemerkenswert, dass viele der verantwortlichen Nationen eine durchaus christliche Prägung haben – Russland, Amerika und Europa ohnehin. Wie wäre es dann mit einem Blick in die Bibel auf eine Passage, die Paulus an die Galater richtet: „Da ist weder Jude noch Grieche, da ist weder Sklave noch Freier, da ist weder Mann noch Frau; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.“
Ich will hier nichts mit irgendeiner klebrig-frommen Soße zuschütten. Aber ich bin davon überzeugt, dass wir es hinbekommen müssen, über all die Gräben, die aufgerissen wurden, wieder zueinander zu finden, auch in unserem Land. Es ist doch mittlerweile so weit, dass wir über manche Themen gar nicht mehr miteinander reden können, ohne dass es in persönlichen Anfeindungen endet. Das gilt im Großen wie im Kleinen.
Und dabei verlieren wir schnell aus dem Blick, was uns trotz aller Meinungsverschiedenheit miteinander verbindet. Zugegeben, das ist mitunter recht wenig und vielleicht müssen wir auch lange nach Gemeinsamkeiten suchen. Nur eines ist klar: Es ist der falsche Weg, alle Kraft darauf zu verwenden, die Gräben zwischen uns noch breiter und tiefer zu machen.
Und wenn uns Paulus mit seinem Wort dann vielleicht doch nicht erreicht, dann ist es ja möglichweise die ganz grundlegende Erkenntnis, dass wir alle Menschen sind, die gemeinsam Verantwortung tragen – füreinander, für uns selbst, für diese Welt, in der wir leben, und für all jene, die nach uns kommen.
Marcel Reif hat vor einem Jahr im Deutschen Bundestag anlässlich des Holocaustgedenktages ein Wort seines Vaters zitiert, was es wunderbar auf den Punkt bringt: Sei ein Mensch. Und ich füge hinzu: Mit Gottes Hilfe und in Jesu Namen. Amen.

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  Demut statt Größenwahn

Demut statt Größenwahn

Heiko Frubrich, Prädikant - 21.02.2025

Das Wort, das über der aktuellen Woche steht, stammt aus dem Alten Testament, aus dem Buch des Propheten Daniel. Es lautet: „Wir liegen vor dir mit unserm Gebet und vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit.“ Es ist nicht ganz klar, wie alt diese Worte sind, doch es dürfte nicht allzu viel an 2500 Jahren fehlen. Und dennoch finde ich sie gerade für unsere Zeit wichtig und wertvoll.
Denn was sagen sie aus: Nicht unsere eigene Gerechtigkeit, nicht unsere Selbstgerechtigkeit ist für uns das Maß aller Dinge, sondern Gottes Barmherzigkeit ist es, worauf wir vertrauen. Demut statt Größenwahn steht im Vordergrund, Nächstenliebe statt Hass und Hetze, Gottvertrauen statt Angst und Resignation.
Wenn wir Menschen das in unseren Herzen hätten, wäre schon viel erreicht. Denn niemand käme auf die Idee, sich wichtiger zu fühlen als andere. Niemand würde nur in Deals denken, bei denen ausschließlich der eigene Vorteil zählt. Niemand würde sich anmaßen, über das Leben anderer zu verfügen, nur, um den eigenen Narzissmus auszuleben.
Sich in Demut an Gott zu wenden, anzuerkennen, dass er die höchste Instanz ist und das eigene Denken, Reden und Tun an den Werten auszurichten, die er uns in seinem Sohn vorgelebt hat, ist der Weg, der ganz sicher zum Frieden führt. Natürlich unterlaufen uns dabei Fehler. Natürlich werden wir bei allem Bemühen unseren Mitmenschen auch immer wieder etwas schuldig bleiben. Doch es gibt rote Linien, die wir nicht überschreiten werden, wenn wir unser Christ-Sein ernst nehmen.
Krieg, Gewalt und Terror wären ein für alle Mal vom Tisch. Und wir alle würden es hinbekommen, zu vergeben, aber auch um Vergebung zu bitten. Und wir würden verstehen, dass wir einander unterstützen sollen, wenn die Lasten so schwer werden, dass sie alleine nicht mehr zu tragen sind.
Schöne, heile Welt. Einerseits ja, andererseits aber irgendwie auch ultima ratio. Denn wenn wir so weitermachen wie bisher, wird diese Welt nicht besser werden – ganz im Gegenteil. Stellt sich nur die Frage: Was können wir dazu beitragen, Sie und Ihr und ich?
Vorgestern Abend haben sich Menschen hier vor unserer Tür getroffen, um darüber zu reden, wie wir unsere Demokratie stärken können. Den Stein der Weisen haben wir dabei nicht gefunden, aber wir haben festgestellt, dass es gut war, mit Gleichgesinnten zusammenstehen, sichtbar zu werden mit Tee und Kerze und sich gegenseitig zu hören, zu stärken, zu bestätigen.
Und vielleicht werden ja andere Menschen neugierig und finden so den Mut, sich so sichtbar zu machen, als solche, die sagen: Es geht auch friedlich und freundlich und respektvoll. Denn genau das hat uns Jesus Christus für unser Miteinander ins Stammbuch geschrieben. Wir sollten drüber reden. Amen.

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  Friedrich Weißler – ein aufrechter Christenmensch

Friedrich Weißler – ein aufrechter Christenmensch

Heiko Frubrich, Prädikant - 20.02.2025

Im evangelischen Namenskalender ist unter dem heutigen Datum der Name Friedrich Weißler verzeichnet. Weißler war ab 1934 Kanzleileiter der Bekennenden Kirche, also des Zweiges der evangelischen Kirche in Deutschland, die sich gegen die Nationalsozialisten stellten.
Von Hause aus war er Jurist. 1891 geboren, stammte er aus einer jüdischen Familie, wurde jedoch auf Wunsch der Eltern zusammen mit seinen Geschwistern bereits im Kindesalter evangelisch getauft. 1914 promovierte er in Halle und war nach dem Krieg an mehreren Gerichten tätig, zuletzt als leitender Richter am Landgericht in Magdeburg.
Anfang Februar 1933 verhandelte er dort in einem Strafverfahren gegen einen SA-Mann, der verbotenerweise in voller Uniform vor Gericht erschien. Friedrich Weißler belegte ihn dafür mit einem Ordnungsgeld von drei Reichsmark. Kurze Zeit später wurde er von SA-Leuten in seinem Büro überfallen, geschlagen und getreten, durch die Straßen der Stadt Magdeburg geschleift und in einem SA-Lager eingesperrt. Kurze Zeit später erfolgte seine Suspendierung und im August 1933 die endgültige Entlassung aus dem Justizdienst.
In seiner sich dann anschließenden Tätigkeit für die Bekennende Kirche arbeitete Friedlich Weißler eng mit Karl Barth und Martin Niemöller zusammen. Er war Mitverfasser einer an Adolf Hitler gerichteten Gedenkschrift, in der die nationalsozialistische Rassenideologie und der Terror gegen Andersdenkende kritisiert wurden. Im Oktober 1936 wurde Weißler von der Gestapo verhaftet und in das KZ Sachsenhausen verschleppt, wo er am 20. Februar 1937 von Nazi-Schergen brutal ermordet wurde. Friedrich Weißler gilt somit als der erste Märtyrer der Bekennenden Kirche.
Vor ein paar Tagen erhielt der evangelische Propst Steffen Paar in Itzehoe ein Drohschreiben aus ganz offensichtlich rechten Kreisen. Er und sein Mann sollten damit eingeschüchtert werden und endlich mit Verbreitung von Lügen zum Klimawandel und zur Migration aufhören, „die auch die Kirche durch Homosexuelle“ verbreiten lasse.
Leider ist so etwas mittlerweile kein Einzelfall mehr. Immer öfter und immer unverhohlener werden Kirchenleute aber auch Politikerinnen und Politiker, die sich für unsere Demokratie und gegen Hass und Hetze einsetzen, bedroht. Ja, sie erfahren durchaus Solidarität, doch manchmal reicht die Kraft nicht aus und die betroffenen Menschen ziehen sich zurück und beenden ihr so wichtiges Engagement.
All das sind Symptome einer zunehmenden Verrohung und einer steigenden Gewaltbereitschaft in unserem Land, wobei rund dreiviertel der politisch motivierten Straftaten aus dem rechten Milieu kommen. Jesus Christus sagt: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ An diesem Maßstab muss sich auch politische Denken, Reden und Handeln messen lassen. Der Todestag Friedrich Weißlers ist ein gutes Datum, um daran zu erinnern. Amen.

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  Demokratie schützen

Demokratie schützen

Heiko Frubrich, Prädikant - 19.02.2025

Früher, wenn man sich gruseln wollte, kaufte man sich früher eine Karte für die Geisterbahn auf der Masch oder man ging ins Kino. Heute reicht eine Ausgabe der Tagesschau, eine Meinungsumfrage zur anstehenden Wahl oder eine kurze Info über das, was Trump oder einer seiner Vasallen gerade mal wieder vom Stapel gelassen hat.
Vieles davon ist mindestens mal beunruhigend und das spüren derzeit viele Menschen in unserem Land, was auch darin deutlich wird, dass gerade in den letzten Wochen wieder verstärkt Demonstrationen mit vielen Tausend Menschen stattgefunden haben, die sich für unsere Demokratie einsetzen.
In vier Tagen wählen wir nun einen neuen Bundestag und bei dieser Wahl geht es nicht nur darum, wer für die nächsten vier Jahre in unserem Land Kanzler wird. Es geht auch darum, dass eine in Teilen rechtsradikale Partei, in deren Führungsgremien Faschisten und Neonazis sitzen, mit beträchtlichen Stimmenzuwächsen rechnen kann und so ihren negativen und destruktiven Einfluss auf unsere demokratische Grundordnung weiter ausbaut.
Und auch die furchtbaren Attentate von Magdeburg, Aschaffenburg, München und Villach, ausgeführt von verblendeten Fanatikern, machen uns Angst und richten sich im Kern gegen unsere Lebensweise in Vielfalt und Freiheit.
Unsere Demokratie braucht Schutz. Doch was können wir tun, jede und jeder einzelne von uns, die wir doch nur über eine kleine Kraft verfügen. Demokratie schützen – lasst uns darüber reden, wie. Und das gerne gleich heute um 17:30 Uhr auf dem Domplatz direkt vor unserer Tür, mit Tee und Kerzen und ohne große Tagesordnung.
Unter der Überschrift „Demokratie stärken“ haben sich Menschen aus unserer Stadt zusammengefunden, unter andrem auch, um einen Ort zu schaffen und eine Gelegenheit zu organisieren, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Es soll ein Austausch sein, ein sich gegenseitig zuhören, bestätigen, stärken. Es soll ein Zeichen sein, dass Menschen auf ganz unterschiedlichen Ebenen und in ganz unterschiedlichen Formaten gemeinsam für unsere freie und tolerante Gesellschaftsordnung sichtbar werden.
Diskussionen über gesellschaftliche und politische Themen werden auch immer wieder Kontroversen zu Tage fördern. Das darf und muss auch so sein, gerade in einer Demokratie. Dennoch soll es gleich hier vor der Tür im wahrsten Sinne des Wortes radikal freundlich zugehen – immer in gegenseitigem Respekt, auch wenn die Standpunkte auseinanderliegen mögen.
Lasst uns reden – darüber, wie wir dem Hass und der Ablehnung begegnen, die immer mehr um sich greifen. Lasst uns reden – darüber, wie wir wieder mehr zueinanderfinden und die großen Herausforderungen unserer Zeit nicht in Feindschaft, sondern in Zusammenarbeit zu bewältigen versuchen. Lasst uns reden – darüber wie wir als Gesellschaft wieder unsere gemeinsame Wertebasis finden, die über alle unterschiedlichen Standpunkte hinweg unsere Demokratie über Jahrzehnte stark gemacht hat.
Das Versöhnungsgebet aus Coventry, dass wir gleich miteinander beten, endet mit einem Pauluswort: Seid untereinander freundlich und herzlich! Das kann ein gutes Motto sein – gleich für die Gespräche beim Tee aber auch weit darüber hinaus. Amen.

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  Wähl Liebe!

Wähl Liebe!

Henning Böger, Pfarrer - 15.02.2025

„Wähl Liebe! Es ist 5 vor 12!“ Unter diesem Motto steht heute ein bundesweiter Aktionstag der Christopher Street Day-Bewegungen. Acht Tage vor der Bundestagswahl am 23. Februar wird in vielen deutschen Städten parallel zur symbolischen Uhrzeit „fünf vor zwölf“ für Demokratie und Diversität in unserer Gesellschaft demonstriert. Auch auf dem Braunschweiger Schlossplatz in Hörweite des Doms wird es trotz Schneetreiben und Winterkälte in diesen Minuten laut und bunt und in jedem Fall politisch.
„Gemeinsam wollen wir ein Zeichen für Vielfalt setzen und gegen Hass!", heißt es im Aufruf zum queeren Aktionstag. Den Initiator*innen geht es darum, für die Rechte der queeren Community zu sensibilisieren. Und sie wollen dazu ermutigen, am 23. Februar demokratische Parteien zu wählen, die für Toleranz und Gleichberechtigung eintreten. Wählt Liebe eben!
Meine Kollegin Johanna Klee, Pastorin am Theologischen Zentrum in Braunschweig, hat dazu einen klugen Gedanken formuliert. Sie sagt: „Wenn wir Menschen im biblischen Verständnis Ebenbilder Gottes sind, dann sind wir es in unserer ganzen Buntheit und Vielfalt.“
Mir gefällt dieser Gedanke: Jeder Mensch, du und ich, ist in seiner geschlechtlichen Identität und sexuellen Orientierung ein Abbild Gottes, ein lebendiges Zeichen seiner Liebe.
„Wer in dieser Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“, weiß die Bibel dazu und erinnert daran, dass wo Liebe ist, Gott niemals fern sein kann. Wo wir Liebe wagen und weitertragen, da werden wir, wie Gott uns gemeint hat: ein kleiner Teil seiner bunten Liebe für diese Welt.
„Wähl Liebe! Es ist 5 vor 12!“ Für alle, die sich im Vorfeld der Bundestagswahl laut und deutlich für Vielfalt, Toleranz und Gleichberechtigung stark machen, gibt es heute Mittag aus dem Braunschweiger Dom eine Ermutigung mit auf den Weg, die uns allen gilt: Du sollst so leben und lieben dürfen, wie Gott dich geschaffen hat!
Wähl Liebe, Mensch! Und setze dein Kreuz so, dass in den Köpfen und Herzen keine Grenzen entstehen.

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Hier erreichen Sie uns:

Domsekretariat
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Jede Woche im Dom:

Montag bis Freitag – 17.00 Uhr
ABENDSEGEN
Mittwoch: mit Versöhnungsgebet von Coventry
Freitag: mit Feier des Abendmahls

Samstag – 12.00 Uhr
MUSIKALISCHES MITTAGSGEBET

Sonntag – 10.00 Uhr
GOTTESDIENST

Öffnungszeiten Dom:

Montag bis Sonntag – 10.00 - 17.00 Uhr
Zwischen Anfang Januar und Mitte März gelten die Winteröffnungszeiten:
Montag – 15.00 - 17.00 Uhr
Di. bis So. – 10.00 - 13.00 Uhr und 15.00 - 17.00 Uhr
Am 1. Januar, 1. Mai und 3. Oktober bleibt der Dom geschlossen.


Öffentliche Domführungen:

Montag bis Samstag – 14.00 Uhr
durch Mitglieder der DomführerGilde
In der Zeit von Anfang Januar bis Mitte März finden keine öffentlichen Führungen statt!