Grußwort zum September
Über dem Monat September heißt es bei dem Propheten Jeremia: „Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?“ – eine Frage, mit der wir nie fertig werden und ein guter Vers für einen Monat, in dem es nach den Sommerferien noch einmal richtig losgeht, auf Anfang gestellt ist und in dem zugleich „Ernte“ in der Luft liegt.
Fülle und Segen allüberall, Gottes spürbare Nähe, wenn wir über den Markt gehen oder Kinder in die Domsingschule aufnehmen. Und zugleich riecht es manchmal schon nach Herbst und Vergänglichkeit und dem, was für uns unverfügbar ist, in dem Gott uns fremd bleibt.All das ist im folgenden Septembergedicht von Eva Strittmatter - mit dem wir Sie herzlich grüßen - wunderbar präsent:
„Ich mach ein Lied aus Stille / Und aus Septemberlicht. / Das Schweigen einer Grille / Geht ein in mein Gedicht.
Der See und die Libelle. / Das Vogelbeerenrot. / Die Arbeit einer Quelle. / Der Herbstgeruch von Brot.
Der Bäume Tod und Träne. / Der schwarze Rabenschrei. / Der Orgelflug der Schwäne. / Was immer es auch sei,
Das über uns die Räume / Aufreißt und riesig macht / Und fällt in unsre Träume / In einer finstren Nacht.
Ich mach ein Lied aus Stille. / Ich mach ein Lied aus Licht. / So geh ich in den Winter. / Und so vergeh ich nicht.“